Brücken erleben: Architektonische Meisterwerke beim Wandern
Brücken sind weit mehr als funktionale Bauwerke – sie erzählen Geschichten, verbinden Landschaften und lassen uns staunen über das Können vergangener und gegenwärtiger Ingenieurskunst. Sie führen über tiefe Täler und wilde Flüsse. Dabei sind manche Brücken so spektakulär, dass sie gleich selbst zum Wanderziel werden. Diese Auswahl von fünf Wanderungen lässt eindrucksvolle Brücken zu Fuss erleben.
Zur höchsten Eisenbahnbrücke der Schweiz
Drei besondere Brücken prägen diese rund vierstündige Wanderung zwischen Herisau und St. Gallen: Mit einer Höhe von rund 100 Metern gilt der Sitterviadukt als höchste Eisenbahnbrücke der Schweiz. Die imposante, 365 Meter lange Steinbogenbrücke wurde zwischen 1908 und 1910 erbaut. Gleich unter der Brücke, bei der Mündung der Urnäsch liegt die Kubelbrücke, eine gedeckte Fussgängerbrücke aus Holz von 1780. Die dritte im Bunde ist die Haggenbrücke. Im Volksmund wird die Brücke über dem Sittertobel auch Ganggelibrugg genannt – als Anlehnung an das Dialektwort «ganggelen» für schwanken.
In Walsers Fussstapfen nach St. Gallen
Doppelstöckiger Grandfey-Viadukt
Ein besonderes Erlebnis bietet der Viadukt von Grandfey bei Fribourg: Während oben ein Zug fährt, bebt unten der Boden – denn der Wanderweg verläuft in einer Galerie direkt unter den Gleisen. Die Brücke aus dem 19. Jahrhundert wurde gebaut, um das 80 Meter tiefe Saane-Tal zu überwinden. In den 1920er-Jahren wurde sie mit Betonbögen verstärkt. Dabei wurde das ursprüngliche Metallgerüst als Traggerüst für den Neubau wiederverwendet – eine technische Pionierleistung ihrer Zeit.
Durch den Viadukt von Fribourg wandern
Weltkriegsgeschichte und Handwerkskunst
Das Herzstück dieser Rundwanderung, die auf der Alp Lütholdsmatt bei Alpnach im Kanton Obwalden beginnt, ist der sogenannte Polenweg – erbaut von internierten polnischen Soldaten während des Zweiten Weltkriegs. Er ist mit Natursteinen gepflastert und mit Kunstbauten ausgestattet, unter anderem mit einer gemauerten Steinbogenbrücke. Im Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz wird der Strecke nationale Bedeutung zugeschrieben: «Der Weg ist ein lebendiges, durch den Langsamverkehr aktiv genutztes und schützenswertes Zeugnis der Schweizer Weltkriegsgeschichte und der hochstehenden Handwerkskunst der polnischen Soldaten».
Auf historischem Weg am Pilatus
Hängebrücke der Superlative
Die Charles Kuonen Hängebrücke bei Randa ist mit 494 Metern die längste Fussgängerhängebrücke der Welt. Sie wurde 2017 gebaut, um eine Lücke im Wanderweg zwischen Grächen und Zermatt zu schliessen – und wurde zur Attraktion. Der Zustieg von Randa ist steil, doch die Aussicht lohnt sich: In bis zu 85 Metern Tiefe rauscht das Dorfbächji. Die Brücke überspannt ein instabiles Gebiet, wo Gletscherrückgang und Permafrostschwund sichtbar sind. Wer sie überquert, erlebt Technik, Abenteuer und ein spektakuläres Panorama zugleich.
Mutprobe über dem Mattertal
Vom Centovalli zum Maggiatal
Diese gemütliche und familienfreundliche Wanderung im Centovalli führt über zwei eindrucksvolle Brücken. Zunächst quert man die malerische Ponte dei Cavalli über den Isorno. Die zweite Brücke folgt erst gegen Schluss der Wanderung bei Ponte Brolla, wo die Melezza in die Maggia fliesst. Beim Überqueren der Brücke, ganz in der Nähe des Bahnhofs, bietet sich ein atemberaubender Blick in die tiefe Schlucht mit ihren faszinierenden Felsformationen, während der Fluss unter einem vorbeirauscht.

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