La Heutte — Tavannes • BE

Über den breiten Jurarücken

Die Einheimischen auf den Hügelzügen des Berner Jura nennen die Bise, die hier immer wieder heftig weht, «méchant», das heisst «böse», bei Hunden auch «bissig». Sie wissen wohl, wovon sie reden, denn wer die Jurabise noch nie erlebt hat, kann sich kaum vorstellen, dass er bei heiterem Sonnenschein jemals derart frieren würde. Zuweilen wirken die Hügelzüge so, als wären sie gar von diesem kalten, scharfen Wind geschliffen worden. Das gilt auch für die Montoz-Kette, die sich vom solothurnischen Grenchen bis nach Tavannes erstreckt. Diese Wanderung quert sie an ihrem westlichen Ende und startet in La Heutte, einem Dorf unweit von Biel, das mit dem Zug gut zu erreichen ist. Der Aufstieg Richtung Métairie de la Werdtberg ist steil und - abgesehen vom Atem - still. Angesichts der Nähe zu Stadt und Dörfern kommt sich der Wanderer auf dieser Strecke angenehm einsam vor. Ein kleiner Abstecher zur Hütte des Skiclubs vervollständigt dieses Gefühl. Man fragt sich, wann es letztmals länger genügend Schnee hatte, damit Tourengänger von dieser Hütte auf 1100 Metern mit Skiern losziehen konnten. Das Gelände hat nun, kurz vor dem letzten Aufstieg zum Werdtberg, einen voralpinen Anstrich erhalten. Zwar weisen Laubbäume noch auf die niedrige Meereshöhe hin, gleichzeitig sind die Gräser kurz und würzig, und die Kuhwege gemahnen an Alpen, die weit höher gelegen sein könnten. Oben angekommen staunt man, wie breit die Krete ist und wie eben. Der Blick in die Berner Alpen ist bei klarer Sicht gewaltig. Und wenn die Bise nicht weht, darf die Einkehr im Restaurant Werdtberg durchaus auf der Terrasse stattfinden. Oft bläst die Bise auf dem Jurarücken übrigens die Wolken weg. Dann ist sie der Preis, den es für Sonnenschein zu bezahlen gilt.

Information

Erreichbar ist La Heutte mit dem Zug über Biel. Die Rückreise von Tavannes erfolgt über Biel oder Moutier.

Hôtel Restaurant Werdtberg: 032 944 30 50,
https://la-werdtberg.ch/de

Wanderung Nr. 1311

Publiziert 2017 ‒ Präsentiert von Schweizer Wanderwege

Balz Rigendinger

Wandervorschläge

Vom Klosterdorf Bellelay auf den Montbautier Nr. 2135
Bellelay, Le Domaine — Tramelan • BE

Vom Klosterdorf Bellelay auf den Montbautier

Bellelay befindet sich im nördlichsten Zipfel des Kantons Bern. Das ehemalige Barockkloster aus dem 11. Jahrhundert prägt den kleinen, verschlafenen Ort bis heute. Die Gebäude der ehemaligen Abtei werden jetzt als psychiatrische Klinik genutzt. Der Tête de Moine, ein Halbhartkäse, der noch heute in Rosetten geschabt wird, soll erstmals von den Mönchen des Klosters hergestellt worden sein. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, sich am Ausgangspunkt der Wanderung im Maison de la Tête de Moine mit einer kleinen Stärkung für unterwegs einzudecken. Die Wanderung nach Tramelan ist gleichzeitig die erste von 20 Etappen der Via Berna, die durch den ganzen Kanton zum Sustenpass führt. Sie startet beim Kloster und führt zuerst entlang von Wiesen und Weiden zu einem im Wald versteckten Hochmoor. Weiter geht es über saftige Weiden, wo eine Begegnung mit den einheimischen Kühen nicht ausgeschlossen ist. Der Aufstieg auf den Montbautier kann in den warmen Frühlingsmonaten etwas schweisstreibend sein, wird aber mit einer herrlichen Aussicht auf das umliegende Hügelpanorama belohnt. Eine Feuerstelle lädt zu einer kurzen Rast und Stärkung mit Blick auf den Chasseral ein. Vom Hochplateau führt der Weg wieder durch viele blühende Wiesen und Waldgebiete über den Hügelrücken der Prés de la Montagne nach Tramelan.
Von Chasseral-Trabanten zum Winzerdorf Nr. 1269
Les Prés-d'Orvin, Bellevue — Twann • BE

Von Chasseral-Trabanten zum Winzerdorf

Die Wanderung von Les Prés-d’Orvin nach Twann führt durch die Twannbachschlucht zum Tatort in Friedrich Dürrenmatts Klassiker «Der Richter und sein Henker». Darin muss Kommissär Bärlach den Mord an seinem jungen Polizeibeamten aufklären. Es geht darum, ob es das perfekte Verbrechen gibt, welches weder aufgedeckt noch geahndet wird. Der erste Teil der Wanderung hat nichts mit dem Krimi zu tun. Der Weg führt vom Start in Les Prés-d’Orvin zu Beginn auf Forststrassen, später über ausgedehnte Jurahochweiden zum Gipfel des Mont Sujet, wo man die tolle Aussicht auf die Alpen geniesst. Ab Lamboing kommt man dann an den Schauplätzen von Dürrenmatts Roman vorbei. Der Bach, der die beiden Mühlen bei Les Moulins antreibt, heisst dort noch Douanne, weiter unten in der Schlucht dann Twannbach. Die mystisch-düstere Stimmung in der Schlucht passt ausgezeichnet zur Krimigeschichte. Zu Beginn fliesst der Bach noch lieblich über moosbedeckte Felsblöcke. Bald folgen Wasserrutschen und Wasserfälle, über die das Wasser in kleine Becken stürzt, um dann wieder Fahrt aufzunehmen. Der Weg führt in spektakulären Passagen mit in den Felsen gesprengten Stegen durch die Schlucht. Beim Schluchtausgang - hier wurde Bärlachs Beamter erschossen in seinem Auto gefunden - muss ein bescheidener Wegzoll entrichtet werden, mit dem die Gemeinde die aufwendigen Unterhaltsarbeiten finanziert. In Twann kann man bei einem feinen Glas Chasselas auf das nächste Schiff warten. Wichtig: Der Schluchtwanderweg wird jährlich am 1. November gesperrt und am Osterwochenende oder Mitte April wieder geöffnet.
Im Kuhland auf Vrenelis Spuren Nr. 1020
Guggisberg — Zollhaus • BE

Im Kuhland auf Vrenelis Spuren

Guggisberg liegt idyllisch eingebettet zwischen saftigen grünen Wiesen. Gerade einmal 1700 Einwohner leben in der weitverzweigten Gemeinde, der Dorfkern mit der pittoresken Kirche ist überschaubar. Stündlich spuckt das Postauto ein paar Touristen aus, denn vor allem aus der nahen Stadt Bern ist Guggisberg ein beliebtes Ausflugsziel. Das bekannte Guggershörnli ein oft angesteuerter Aussichtspunkt. Für einmal soll aber der markante Fels links liegen gelassen werden: Am Friedhof vorbei steigt der Weg durch Wiesen ab bis Laubbach. Würde man hier der Teerstrasse nach rechts folgen, und in Hirschmatt links abbiegen, käme man zum Keltenhaus, wo jährlich Mitte August ein dreitägiges Keltenfest mit Bands und Handwerkskunst stattfindet. Der Wanderweg quert aber die Teerstrasse und steigt nun durch Wiesen an. Man passiert wie zufällig hingewürfelte Bauernhäuser und friedlich grasende Kühe. Nach einiger Zeit führt der Weg in den Schatten spendenden Wald. Die Vögel zwitschern, kein Motorenlärm stört die Stille, einzig Kuhglocken sind zu hören. Mitten im Wald gibt es nämlich eine grosse Lichtung, wo mehrere Kuhherden gesömmert werden. Erst bei Brönnti Egg öffnet sich die Sicht auf die Freiburger Alpen erneut - und auch hier, Kuhglockengebimmel von allen Seiten und mehrere Viehgatter, die bezwungen werden müssen. Nur Menschen sind keine zu sehen, diese machen sich hier rar. Der Weg steigt nun ziemlich steil durch Wiesen ab, er trifft unten im Tal bei Zollhaus auf die grosse Strasse, die von Plaffeien an den Schwarzsee führt und einen unmittelbar aus dem Kuhland zurück in die Realität befördert.
Smaragdeidechsen im Kastanienwald Nr. 1014
Intragna — Tegna • TI

Smaragdeidechsen im Kastanienwald

In Intragna, wo Mauereidechsen den Hauswänden entlang flitzen und Pflanzenkübel mit Oleander vor den Häusern stehen, verbreitet die starke Maisonne eine fast mediterrane Stimmung. Über dem Dorf thront der von weitem sichtbare Kirchturm. Mit seinen 70 Metern ist er der höchste im Tessin. Nach wenigen Minuten wandert man auf einem kleinen mit Platten ausgelegten Pfad den bewaldeten Hang hinauf. Eindrückliche Farnwedel säumen den Weg. Unter anderem wächst hier der seltene Königsfarn, der fast zwei Meter hoch wird. Fast bei jedem Schritt hört man Mauereidechsen im Laub rascheln. Gelegentlich wird das Geraschel deutlich lauter, wenn sich die etwas grösseren und schwereren Smaragdeidechsen zurückziehen. Mehrmals bekommt man die Chance, eine dieser wunderschönen blaugrün gefärbten Eidechsen auf einem Stein beobachten zu können. Bei der Lichtung Ronconaia hat man Aussicht auf die Bergketten des grünen und faltenreichen Centovalli. Dieses hat nicht nur 100, wie der Name vermuten lässt, sondern sogar 178 Seitentäler. In früheren Zeiten mussten viele Bewohner aus dieser kargen und wilden Region auswandern und arbeiteten als Hafenarbeiter in Livorno, als Kaminfeger oder Messerschmiede in anderen italienischen Städten. Auch heute suchen viele auswärts Arbeit. Auf dem nun flacheren nächsten Wegabschnitt bilden mächtige Kastanienbäume an heissen Tagen ein wohltuendes Schattendach. Wer bei Cavigliano gerne noch etwas weiter wandert, folgt der gurgelnden Melezza bis zu ihrem Zusammenfluss mit der Maggia. Das scheinbar überdimensionierte Flussbett Richtung See lässt erahnen, dass hier nach starken Regenfällen riesige Wassermassen fliessen.

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232T Vallon de St-Imier

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