Spinas — Champfèr • GR

Die Anden hinter St. Moritz

Im Oktober sind die Gräser im Val Bever braun, das Geröll liegt grau und von grünen Flechten überzogen unter dem tief dunkelblauen Engadiner Himmel. Auch diese Farben erinnern den ehemaligen Bergführer Yussif Calderón, der heute als Arzt in der Schweiz lebt, an seine Heimat Bolivien. Das Val Bever bietet auch topografisch verblüffende Ähnlichkeiten mit dem bolivianischen Hochland. So erinnert der Piz Grisch etwa an den Illimani, Yussif Calderóns Hausberg, 6438 Meter hoch, den man von La Paz aus sieht. Während in den Sommermonaten von Spinas Station aus in der Regel Richtung Jenatschhütte aufgebrochen wird, bietet sich später im Jahr, wenn die Hütte geschlossen ist, der Weg über den Suvrettapass nach St. Moritz an. Es ist eine lohnende, lange Wanderung, die meist oberhalb der Baumgrenze durch karges, alpines Gebiet führt. Ein kaum merklicher Aufstieg führt von Spinas Station erst durch Lärchenwälder, dann dem Bach Beverin entlang nach Zembers da Suvretta, wo der Weg in südlicher Richtung abzweigt. Hier erfolgt nun ein Aufstieg ins Hochtal Suvretta da Samedan, das wild, abgeschieden und kaum bewachsen am meisten an die bolivianische Andenlandschaft gemahnt. Dort allerdings leben die Campesinos auf über 4000 Metern – und Yussif Calderón erzählt gern, wie die Hochlandbevölkerung Wege gefunden hat, auch ohne Gemüse zu Vitaminen zu kommen. Vom Pass Suvretta auf 2615 Metern direkt am Fuss des Juliers bietet sich ein grossartiger Blick ins Tal und auf die mächtigen Engadiner Gipfel auf der anderen Seite von St. Moritz. Sie spiegeln sich auch im Lej Suvretta, einem kleinen Bergsee, der unmittelbar nach der Passhöhe auftaucht. Der Abstieg ins Tal erfolgt nach Champfèr.

Information

Erreichbar ist Spinas Station mit dem Zug ab Chur und St. Moritz. Der Halt erfolgt aber nur auf Verlangen.

Gasthaus Spinas, Val Bever, 081 851 19 20, www.spinasbever.ch

Wanderung Nr. 1340

Publiziert 2017 ‒ Präsentiert von Schweizer Wanderwege

Balz Rigendinger

Wandervorschläge

Der goldene Herbst von Zuoz Nr. 1731
Zuoz • GR

Der goldene Herbst von Zuoz

In Gedanken daran, dass im Mittelland wieder der Nebel für sonnenlose Tage sorgen wird, lässt sich der Herbst im Engadin umso mehr geniessen. Nochmals durch eine Landschaft wandern, die schon bald für ein halbes Jahr von einer Schneedecke bedeckt sein wird. Während die Lärchen in unterschiedlichen Farbtönen die Täler Val Granda und Val Tscheps zieren, sind die Berge von einer frischen Schneedecke eingekleidet. So ergibt sich bei dem oftmals klaren Wetter der magische Kontrast, den der Herbst ausmacht. Die Bergwanderung führt von Zuoz durch einen herbstlichen Lärchenwald hinauf zur Baumgrenze, wo die nun einsamer wachsenden Lärchen schon einen dunkleren Farbton angenommen haben. Dort eröffnet sich ein traumhaftes Panorama übers Engadin. Der Bergwanderweg führt über Alpwiesen weiter hinauf zum Lej da Prastinaun, wobei beim Anstieg vor diesem See gut auf den Wegverlauf geachtet werden sollte. Der idyllische Bergsee liegt auf über 2400 m und lädt ein, zu rasten und zu picknicken. Nun geht es wieder hinunter nach Zuoz. Zuerst einem kleinen Bergbach entlang und dann auf einem etwas breiteren Weg nochmals durch den Lärchenwald hinunter ins Tal. Vor der Heimreise lohnt sich ein kleiner Rundgang durch das Bergdorf Zuoz, das sich durch sein schmuckes historisches Dorfzentrum auszeichnet.
Den Vadret da Porchabella erkunden Nr. 1435
Tuors Chants — Sand, Val Sertig • GR

Den Vadret da Porchabella erkunden

Der Vadret da Porchabella reichte noch in den 1970er-Jahren bis weit in die Fläche unterhalb der Kesch-Hütte hinunter. Heute klebt die Gletscherzunge 200 Höhenmeter weiter oben und ist weit weniger mächtig als noch vor 50 Jahren. An Anziehungskraft hat der Gletscher dennoch nicht verloren - gerade auch, weil er sich gefahrlos erwandern und erkunden lässt: ein Abenteuer, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Der Gletscher ist das eigentliche Ziel dieser Wanderung. Diese beginnt in Chants zuhinterst im Val Tuors und folgt der Ava da Salect hinauf bis zur Chamanna digl Kesch, der Kesch-Hütte. Der Bach entwässert den Vadret da Porchabella. Wer in der Hütte übernachtet, hat reichlich Zeit, auf dem ungefährlichen, weiss-blau-weissen Weg zur Gletscherzunge hochzusteigen und auf dem Rückweg die verschiedenen Rückzugsstadien des Gletschers zu erkunden. Sie sind mit roter Farbe an markanten Felsblöcken eingezeichnet. Am zweiten Tag geht es von der Kesch-Hütte aus ein kurzes Stück weiter durch das Val dal Tschüvel. Beim Punkt 2396 zweigt der Weg ins Val Sartiv ab und führt anschliessend zu den nahen Lai da Ravais-ch. Zwischen den Seen beginnt dann der Weg zum Sertigpass hinauf. Die weitere Wanderung ist durch das Gelände vorgegeben. Man folgt talauswärts dem Kühalpbach bis zum Weiler Hinter den Eggen, wo sich die Busstation nach Davos befindet.
Rundwanderung zur Kesch-Hütte Nr. 1381
Bergün, Tuors Chants • GR

Rundwanderung zur Kesch-Hütte

Noch ein Scheibchen Steinbocksalsiz? In der Kesch-Hütte isst sie sich besonders gut: «Der Wildhüter hat das Tier sauber geschossen. Er ist auch Metzger – die Wurst kommt direkt von hier!», erklärt Hüttenwart Reto. Im Angebot hat er auch Kräutertees aus dem Puschlav und hausgemachte Bündner Nusstorte. Und von der Terrasse geht der Blick auf den Piz Kesch und den Piz Ela, Namensgeber des Parc Ela. Von Chants, zuhinterst im Val Tuors, sind wir gemütlich aufsteigend in die abgeschiedene Bergwelt eingetaucht. Ein leichter Wind zieht uns entgegen, einzig ein Dunststreifen am Himmel erinnert an die Zivilisation. Znüni gibts auf dem Felsabsatz zwischen den beiden Seen Lai da Ravais-ch Suot und Sur. Das Wasser fliesst einmal nach Westen und einmal nach Osten ab: Wir stehen auf der Wasserscheide von Rhein und Inn. Würden wir je ein Papierschiffli absetzen, erreichte das eine die Nordsee und das andere über die Donau das Schwarze Meer. «Bitte Männchen machen, damit ich dich fotografieren kann!» Unglaublich, aber das Murmeltier kommt dem Wunsch nach. Nach dem Posieren huscht das Murmeltier davon – und springt, ohne zu zögern, über den Bach. Dort verschwindet es in seinem Palazzo: einem Erdhügel mit mindestens acht verschiedenen Eingängen. Auch Hirsche, Steinböcke und Gämsen wohnen hier zuhauf, und in einem Tümpel beobachten wir einen Frosch. Der Wanderweg schlängelt sich neben dem malerisch mäandrierenden Bach vorwärts, linkerhand öffnet sich der Blick auf das Val Funtauna, rechterhand kommt der Piz Kesch mit dem Gletscher Vadret da Porchabella in Sicht. Dieser magische Anblick hilft uns, auch den Anstieg zur Kesch-Hütte zu meistern, der es in sich hat. Nach der Stärkung folgt der Abstieg durch Heidelbeersträucher und immer saftigere Wiesen zurück nach Chants.
Steinig ins Val Tisch Nr. 1244
Chants — Bergün/Bravuogn • GR

Steinig ins Val Tisch

Der Selabach war einer von drei Bündner Bergbächen, die man 2007 zur Stromproduktion nutzen wollte. Ebenfalls geplant waren Kraftwerksanlagen an der Albula zwischen Naz und Bergün und an der Ava da Tisch im Val Tisch. Das Projekt erregte in der Standortgemeinde Bergün die Gemüter: Der Aussicht auf Arbeitsplätze und Einnahmen stan- den naturschützerische und touristische Beden- ken gegenüber, liegt doch der fragliche Abschnitt der Albula im Einzugsgebiet des Unesco-Welterbes Albulabahn. Schliesslich gewichteten die Bewohner eine intakte Landschaft höher und verweigerten die Konzession. Das Val Tisch, ein Seitental des Albulatals, ist ein Leckerbissen für Liebhaber einsamer Landschaften und urtümlicher Natur. Will man das Tal in seiner ganzen Länge kennenlernen, muss man es sich aber verdienen. Die anspruchsvolle und lange Tageswanderung startet im Weiler Chants im Val Tuors, einem Nachbartal. Der Weg bringt einen erst zur Alp digl Chants und danach in einer Schlaufe auf den Höhenweg, der über dem Val Tuors und dem Val Plazbi zum Murtel da Lai führt, dem Bergsee vor der Kulisse des mächtigen Piz Kesch. Die folgende Überquerung des Piz Murtel da Fier ist Höhepunkt und Schlüsselstelle der Wanderung, feines Geröll und grobes Blockgestein erfordern die Aufmerksamkeit. Der lange Abstieg durch das Val Tisch ist dagegen purer Genuss, wenn auch der Weg zu Beginn an- spruchsvoll bleibt. Doch nach und nach wird das Tal sanfter, und nach den Kühen auf der Alp Tisch ist der Bergwald treuer Begleiter bis nach Bergün.

Passende Produkte aus unserem Shop

268T Julierpass

CHF 22.50

Tags

Graubünden Südostschweiz Bergwanderung Sommer Bergwanderung hoch

Mit Klick auf ein Tag können Sie dieses in Ihrem Account hinzufügen und erhalten auf Ihre Interessen zugeschnittenen Content vorgeschlagen. Tags können nur in einem Account gespeichert werden.

MoDiMiDoFrSaSo
2829301234567891011121314151617181920212223242526272829303112345678
MoDiMiDoFrSaSo
2829301234567891011121314151617181920212223242526272829303112345678