Wandern im Sommer • Schweizer Wanderwege Home

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Einsam im Val Müstair Nr. 1564
Lü, cumün — Tschierv, Biosfera • GR

Einsam im Val Müstair

Zu einer Wanderung gehört etwas Süsses. Dafür gibt es im Val Müstair Schaibiettas, Haferflocken-Guetzli in Form einer Sonnenscheibe. Ihre Geschichte führt man sich am besten erst nach dem Genuss zu Gemüte. Einst mussten die Mädchen und Buben im Frühling die Weiden am Piz Terza säubern und die alten Kuhfladen zerreiben. Die Arbeit stank den Kindern gewaltig. Das bemerkten auch die Feen des Tals, und sie beschlossen, süsse Schaibiettas auf den Weiden zu verstecken. Die Kinder waren fortan nicht mehr zu halten, die Weiden im Nu für den Alpsommer bereit. Die auf einem alten Rezept basierenden Schaibiettas und die Kuhfladengeschichte wurden eigens kreiert, um das Val Müstair bekannter zu machen. Die Reise ins Bündner Südtal lohnt sich aber ohnehin: Es lockt eine einfache Tour auf einen Fast-Dreitausender, mit Aussicht über das Unterengadin, den Vinschgau und zum Ortler, dem höchsten Berg Tirols. Nach dem Start im urtümlichen Dorf Lü werden die Alpen Valmorain und Tabladatsch erklommen, viele alte Lärchen leisten Gesellschaft. Über steile Weiden erreicht man sodann den tiefblauen Bergsee auf der Fuorcla Sassalba. Im letzten Teil schlängelt sich der Weg elegant zwischen Felsblöcken hindurch zum Gipfel des 2908 Meter hohen Piz Terza. Der Berg steht just auf der Grenze zu Italien. Zurück bei der Fuorcla Sassalba beginnt das lang gezogene Tal der Clemgia, deren Wasser einen fast bis zum Pass da Costainas begleitet. Vorbei an der Alp Champatsch folgt der Abstieg dem Bergbach Aua da Laider entlang nach Tschierv – durch einen Lärchenwald, der im Oktober golden leuchtet.
Von Dorf zu Dorf im Unterengadin Nr. 1495
Lavin — Zernez • GR

Von Dorf zu Dorf im Unterengadin

Nach etwa zwanzig Minuten Finsternis schiesst die Rhätische Bahn aus dem Vereinatunnel ins Licht des Unterengadins. Wilde Kalkberge und ausgedehnte Waldflanken beherrschen die Sicht. Die Vorfreude auf die kommende Wanderung steigt denn auch auf der kurzen Weiterfahrt nach Lavin. Das Dorf brannte im Jahr 1869 fast vollständig nieder und wurde in etwas anderem Stil, zum Beispiel mit flachen Dächern und breiteren Strassen, neu aufgebaut. Um zum Uferweg am Inn zu gelangen, durchquert man das ganze Dorf und erlebt dabei seine einladende, grosszügige Architektur. Am Inn überquert man die gedeckte Holzbrücke und wandert flussaufwärts auf breitem Weg, der auch einige Hartbelagsabschnitte aufweist. Vielleicht fällt einem auf der Karte der Flurname Foura Baldriun auf. Dies ist eine Waldlandschaft mit schluchtartigen Gräben, Spalten und Höhlen. Hier sollen sich im Dreissigjährigen Krieg, als österreichische Heere das Unterengadin heimsuchten, die Bewohner der nahen Dörfer versteckt haben. Bald danach ist Susch erreicht, der Talort am Flüelapass, vor dem Bau des Vereinatunnels im Jahr 1999 noch die einzige direkte Verbindung von Norden ins Unterengadin und im Winter oft gesperrt. Hinter Susch folgt der Wanderweg weiter dem Lauf des Inn. Bei Fuorcha kommt man an einer alten Richtstätte mit noch erhaltenen Galgensäulen vorbei. Auf dem folgenden Wegabschnitt waren im Jahr 2018 Bauarbeiten im Gang, um die Walderschliessungswege zu verbreitern. Zum Wandern wäre der schmale Weg natürlich schöner gewesen, dafür bleibt nun mehr Platz fürs Nebeneinander von Wanderern und Bikern, die diese Strecke auch gerne unter die Stollenpneus nehmen. In Zernez, dem Ziel der Wanderung, locken an heissen Tagen die Glatscharia mit ihren Glace-Kreationen und viele Restaurants. Zudem lohnt sich ein Rundgang durch das Dorf mit seinen zahlreichen historischen Gebäuden.
Piz Umbrail, der einfache Dreitausender Nr. 1450
Pass Umbrail — Valchava • TI

Piz Umbrail, der einfache Dreitausender

Italien und Österreich-Ungarn lieferten sich im Ersten Weltkrieg einen erbitterten Gebirgskampf. In Höhen zwischen 2500 und 3900 Metern wurde um Gipfel, Gletscher, Pässe und Abgründe gerungen, ja um das nackte Überleben gekämpft. Einer dieser Kriegsschauplätze liegt an der Schweizer Grenze zwischen Stilfser Joch, Umbrailpass und Piz Umbrail. Dank dem Verein Stelvio-Umbrail 14/18 kann der Ort mit seinen vielen Zeitzeugen erlebt und erwandert werden. Die Tour folgt vom Umbrailpass der ehemaligen Frontlinie Schweiz-Italien auf den Piz Umbrail. Der 3033 Meter hohe Berg gehört zu den einfachen Wanderdreitausendern, dennoch sind ein paar Herausforderungen zu meistern: ein ausgesetztes Geröllfeld, mit Seilen gesicherte Felspassagen und ein rassiger Gipfelaufschwung. Unterwegs erinnern Infotafeln und zerfallene Militärposten an den Ersten Weltkrieg. Blickt man zurück, scheinen das Stilfser Joch, der Piz da las Trais Linguas und der Ortler zum Greifen nah: Vom 3900 Meter hohen Berg schossen die Österreicher mit Kanonen auf die Italiener. Der Abstieg vom Piz Umbrail nach Valchava ist lang; die abwechslungsreiche Landschaft entschädigt für die 1600 Höhenmeter. Als Erstes wartet der tiefblaue Lai da Rims, für viele der schönste Bergsee Graubündens. In diesem kann man auf eigene Gefahr baden. Schmal und steil geht es sodann talwärts ins Val Vau und zur Alp Las Clastras, vorbei am Wasserfall der Aua da Rims. Beim Punkt 1778 wählt man die rechte Route über die Ebene Plaun da la Multa, wo der Sage nach ein Kopfloser sein Unwesen treibt. Über Palüetta erreicht man Valchava mit den vielen Sgraffiti-verzierten Häusern.
In der Wildnis des Nationalparks Nr. 1316
Pradatsch — Il Fuorn • GR

In der Wildnis des Nationalparks

Eine Wanderung durch den Schweizerischen Nationalpark gleicht für ihn einem Theaterstück aus lauter Tönen und Geräuschen: Kurt Eggen- schwiler, Leiter der Abteilung Akustik/Lärmminderung an der Eidgenössischen Forschungsinstitution EMPA, hört hin und analysiert, wo andere unwissend vorbeigehen. Der Wald etwa ist für den Akustiker ein grosser, natürlicher Konzertsaal, die Bäume liefern ein wunderbares Klangerlebnis und die Ouvertüre zur Tour. Es folgen Bachlandschaften, der Inbegriff eines ruhigen Ortes, totale Ruheräume, die den Menschen irritieren, Kuhglocken, die für uns zur akustischen Kulisse einer Bergwanderung gehören, das Brausen des Windes, der alles andere übertönt, eine Geländeerhebung, die funktioniert wie eine Lärmschutzwand, und zum Schluss eine viel befahrene Strasse, die zum Lärmteppich gehört, der uns täglich umgibt und uns zurückholt in die Zivilisation. Die Hörspielwanderung startet in Pradatsch im Val S-charl. Der Weg steigt durchs Val Mingèr bis zum Rastplatz auf der Alp Mingèr und verlässt den Nationalpark bei Sur il Foss vorübergehend. Bis hierhin ist die Tour wenig anstrengend, der folgende Aufstieg auf die 2677 Meter hohe Fuorcla Val dal Botsch ist aber steil und kräftezehrend. Oben angekommen, ist man zurück im Nationalpark, es geht an den langen, im Vergleich zum Aufstieg aber moderaten Abstieg zur Ofenpassstrasse. Ständiger Begleiter ist ein wilder Bergbach, an dessen Ufer wartet auf halbem Weg ein schöner Rastplatz. Nach der Querung der Ofenpassstrasse folgt die Route der Ova dal Fuorn bis zum Hotel Il Fuorn, wo der Bus nach Zernez fährt. Im Nationalparkgebiet dürfen die Wege nicht verlassen werden.
Im Reich des Tannenhähers Nr. 0795
S-charl — Ofenpass • GR

Im Reich des Tannenhähers

Für die Rätoromanen ist er das Symbol ihrer Stärke und ihres Durchhaltewillens, für den Besucher ist er ein mystisch‑zauberhafter Ort: der God Tamangur. Hunderte von knorrigen, bis zu 800 Jahre alten Zirben stehen an der Nordwestflanke des Piz Murtera und lassen einen nur noch staunen. Ebenso faszinierend ist der Tannenhäher, der Zehntausende von Arvennüssen sammelt und als Wintervorrat vergräbt. Mit den vergessenen Nüssen sichert er zugleich die Verjüngung des Arvenwaldes. Zu Beginn und am Ende des Waldes können zudem Murmeltiere beobachtet werden. Im God Tamangur lassen sich gut und gerne einige Stunden verbringen, es lohnt sich also, in S‑charl genug früh aufzubrechen. Mit dem Verlassen des Waldes führt die Wanderung fortan durch eine karge, aber faszinierende Gebirgslandschaft. Bei Funtana da S‑charl biegt die Route ins Valbella ein. Hat man erst mal den ästhetisch störenden Skilift hinter sich gelassen, entschädigt einen eine karge Hochebene, dann ein Pfad am Steilhang mit Aussicht auf schöne Gebirgsformationen. Bei Chaschlot, kurz vor der Ankunft auf dem Ofenpass, beeindrucken schliesslich von der Erosion ausgewaschene Felsformationen.
Auf dem Kinderpfad Champlönch Nr. 0474
Champlönch P1 — Il Fuorn P6 • GR

Auf dem Kinderpfad Champlönch

«Willst du Dinge sehen, die du normalerweise nicht siehst?» Die Frage auf dem Plakat vor dem Nationalparkzentrum in Zernez klingt rätselhaft. Doch der Kinderpfad Champlönch klärt auf. Seit Juni 2009 ermöglicht er Familien interaktive Erlebnisse im Schweizerischen Nationalpark. Zuvor ist ein Besuch im Nationalparkzentrum ratsam. Hier wird einem zum Preis von 5 Franken der digitalen Wanderführer mit GPS ausgehändigt, dazu ein Buch inklusive Audio‑CD. Die Wanderung auf dem Kinderpfad dauert gerade mal 2,5 Stunden, das lässt einem Zeit, das Besucherzentrum zu erkunden. Filmsequenzen aus dem Nationalpark werden gezeigt und ein Geländemodell mit Touchscreen, Laserstrahl und Grossbildschirm hilft bei der Planung der Wanderrouten. «Ich zeige dir, was du nicht siehst», ist das Motto des Kinderpfades, und kaum beginnt man die Wanderung, bittet auch schon Parkwächter Marchet um Unterstützung. Das GPS‑Gerät meldet sich mit einem akustischen «Kuckuck»‑Signal, und die auf dem Display erscheinende Figur erzählt jeweils eine Geschichte, die in Zusammenhang mit der unmittelbaren Umgebung steht. An zehn verschiedenen Standorten entlang dem Weg melden sich diese virtuellen Begleiter wie Anna, die Forscherin, Tumasch, der Rothirsch, oder Tina, die Gämse. Die einfache Wanderung bis zum Hotel Il Fuorn eignet sich für Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren. Mit dem Postauto geht es zurück nach Zernez, um im Besucherzentrum den «Webparkguide» zurückzugeben.
Auf den Munt la Schera im Nationalpark Nr. 2180
Buffalora P10 — Il Fuorn P6 • GR

Auf den Munt la Schera im Nationalpark

Kurz nachdem Schweden 1909 mit dem Sarek-Nationalpark den ersten Nationalpark in Europa gegründet hatte, folgte die Schweiz am 1. August 1914 mit dem zweiten. Zu diesem Zeitpunkt war bereits ein grosser Teil des heutigen Nationalparkgebiets durch intensive Nutzung ausgebeutet und kahlgeschlagen worden. Doch dank des strengen Schutzes konnte sich bis heute wieder ein einzigartiger Reichtum an Pflanzen- und Tierarten entwickeln. Auf dieser Wanderung stehen die Chancen gut, Huftiere wie Hirsche, Gämsen oder Steinböcke aus naher Distanz zu beobachten, da die Tiere hier nicht gejagt werden. Bei Buffalora führt der Wanderweg durch das Bachbett der Ova dal Fuorn und weiter hoch zur Alp Buffalora. Am Fuss des Munt Chavagl mit seinen auffälligen Erdströmen beginnt das Nationalparkgebiet. Die gut markierte Wanderung bietet immer wieder wunderbare Ausblicke über herbstlich verfärbte Lärchenwälder und Gipfel. Spätestens auf dem Munt la Schera lohnt sich ein Blick in den Himmel, wo regelmässig Bartgeier kreisen. Hinter dem türkisfarbenen Wasser des Stausees im Livignotal leuchten die verschneiten Gipfel im Berninagebiet. Der zu Beginn etwas steilere Abstieg über lockeres Geröll erfordert Trittsicherheit. Nach der Alp la Schera führt der Wanderweg durch einen Föhrenwald hinunter nach Il Fuorn.