Le Day
— Orbe
• VD
Wer an einem sonnigen Tag im Frühling durch die Gorges de l’Orbe wandert, geht durch eine ganz und gar grüne Welt: Riesige bemooste Felsblöcke liegen im Fluss, insgesamt sind rund 80 Moosarten aus der Orbe-Schlucht bekannt. Farne säumen den Weg, hell strahlen die Blätter der Buchen. Waldveilchen und Frühlingsplatterbsen setzen violette Farbtupfer. Eindrücklich, was für eine vielfältige Pflanzenwelt an diesem feuchten, schattigen Ort gedeiht.
Zum Anfang lohnt sich der kleine Umweg vom Bahnhof in Le Day aus über die Staumauer. Danach führt der Weg nahe dem Flussbett mit seinen bemoosten Steinen entlang zum Saut du Day, wo das Wasser über etwa zehn hohe Stufen in ein Becken stürzt. Bis 1972 stand hier ein Kraftwerk, mit dessen Strom in einer Fabrik Kaliumchlorat für Sprengstoff und Streichholzköpfe hergestellt wurde. Ein alter, dunkler Tunnel aus Fabrikzeiten führt heute noch unter dem Wasserfall hindurch.
Nun wandert man der Orbe entlang, wechselt die Uferseite, steigt immer höher die Flanke hinauf und blickt dabei immer wieder auf den Fluss weit unten. Erst kurz vor Les Clées führt der Weg wieder ans Wasser. Vor der ersten Brücke zeigt ein Holzwegweiser zu den Marmites, den Gletschertöpfen. Dort hat sich das Wasser vor Jahrtausenden, als die Orbe vergletschert war, tief in den weissen Stein eingefressen: Im Wasserstrudel drehende Steine haben runde Löcher ausgehöhlt, die heute von Moos bewachsen sind. Ein magischer Ort.
Auf der nördlichen Seite der Brücke führt der Weg nun sonnig und hoch über der Orbe entlang, meist ohne Sicht auf den Fluss, bis es wieder zu einer Brücke hinuntergeht. Hier kann die Schlucht einige Meter auf eigene Faust erkundet werden – solide Wanderschuhe und Vorsicht vorausgesetzt. Ein letztes Mal wechselt man auf die Südseite der Orbe und steigt den Bergwanderweg hoch, wo Schwindelfreiheit gefragt ist. Ab und zu erhascht man einen Blick auf den Fluss, bevor man schliesslich in Orbe ankommt.